Aus dem Wasser und dem angenehmen Schatten geht es den gleichen Weg in praller Mittagssonne, diesmal zuerst bergauf, wieder zurück zum Busbahnhof. Die Wasserpause war eine gelungene Abwechslung zum vielen Fahren, aber selbst dort wird es irgendwann zu heiß – wie gut, dass wir in die kühlen Berge Montenegros wollen.

Als wir ca. 10 Minuten vor der Haltestelle sind, fällt Grabowski ein, dass der Supermarkt, der direkt neben dem Busbahnhof ist, um 14.00 Uhr schließt; für uns ist das die einzige Möglichkeit, am Sonntag Essen zu bekommen, es ist 13.45 Uhr. Schnell wird beschlossen, dass einer von uns vorrennen und etwas Verpflegung kaufen muss. Da flitzt van Kalu auch schon los, während sein Rucksack von der Gruppe (schwerer Rucksack; von einem zweiköpfigen Teil der Gruppe) bis zum Supermarkt nachgetragen wird.

Trageservice
Trageservice

van Kalu erzählt hinterher von seinen Erlebnissen im ,,Konzum“ (dem Supermarkt): Schon am Eingang erwartete mich ein grimmig dreinschauender Mann, der mir nach mehrmaligem Bitten noch drei Minuten für den Einkauf gewährt – als geübter Feuerwehrmann natürlich kein Problem. Schnell rase ich auf dem schon nassgewischten Boden gefolgt von enttäuschten Ausrufen der Putzkräfte zum Brotregal, danach ein Griff nach einer Tüte mit Äpfeln, am nächsten Regal nochmal eine Ermahnung von einer Mitarbeiterin und dann schleunigst mit Polenta und ein paar Salzbrezeln zur Kasse; geschafft.

Die letzte Etappe?

Nach dem aufregenden Einkaufsabenteuer gehen wir auch schon die paar letzten Meter zum Busbahnhof, wo wir noch Wasser auffüllen und fast alle, die es nötig haben, noch aufs Klo gehen. Da kommt auch schon der Bus. Schon beim Einladen unseres Gepäcks ist der montenegrinische Busfahrer sichtlich genervt von uns, auch wenn er für jedes eingeladene Gepäckstück einen Euro Gebühr verlangt. Als wir in den Bus einsteigen, überkommt uns ein übler Geruch von Duftbäumen, die komischerweise nach Desinfektionsmittel riechen und das Klima ist auch nicht besser; heiße, stickige Luft. Unter diesen Bedingungen geht es auch schon los.

Schon früh merkt Nahla, dass die Tür zum Busklo nicht aufgeht, auf Nachfrage, ob es denn verfügbar sei, kommt nur ein schallendes „njiet“ zurück. Ein kleines Stück durch den bergigen letzten Zipfel Südkroatiens und dann geht es auch schon zur EU-Außengrenze. Erst stehen wir nur im Bus herum, darauf müssen wir alle aussteigen, unsere Pässe vorzeigen und zu Fuß über die Grenzschranke, um im vermeintlichen Montenegro wieder in den Bus einzusteigen. Offensichtlich sind wir aber noch nicht in Montenegro, jedenfalls kommen wir ein paar Meter weiter an noch eine Grenze, an der sich das gleiche Spiel wiederholt, nur dass der Passkontrolleur unfreundlicher ist.

Grenzstation Montenegro
Grenzstation Montenegro

Geschafft!!!

Endlich Montenegro

Alle sind über der Grenze und sitzen wieder im Bus. Die Landschaft ändert sich rasant von felsig zu der typisch montenegrischen Waldlandschaft. Wald, überall Wald, soweit das Auge reicht unberührte Natur. Erstaunlich, wie schnell sich das ganze Klima nur durch ein paar Grenzberge ändern kann. Wir kommen bald an den südlichsten Fjord Europas, die Bucht von Kotor, an dem wir eine so lange Zeit ins Landesinnere entlangfahren, dass man nicht mehr glauben kann, dass man immer noch auf das Mittelmeer schaut. Die steilen Felswände direkt am Wasser sind sehr beeindruckend, das sollte man einmal im Leben gesehen haben.

Skadar See
Skadar See

Bei einem Zwischenstopp schaffen es Épery und Nahla schließlich, den mittlerweile sehr genervten Busfahrer zu einer Pinkelpause zu überreden. Dann, ein kurzes Nickerchen später: man schaut zwar immer noch auf Wasser, aber jetzt auf einen bildschönen See. Auf der anderen Seite des Sees kann man die hohen Gipfel Albaniens sehen, ein toller Anblick. Zu guter letzt nochmal ein ganz neuer Eindruck des kleinen, aber vielseitigen Montenegros – wir haben in dieser kurzen Busfahrt schon so viele beeindruckende Dinge gesehen, dass das Land schon jetzt auf der Top-Länderliste von einigen stehen sollte.

Ankunft in Podgorica

Wir fahren in die Hauptstadt Podgorica, die Häuser am Straßenrand sehen etwas heruntergekommen aus und mit rund 200.000 Einwohnern ist die Stadt eher in der Größenordnung von Karlsruhe als in der von Berlin. Schließlich kommen wir am Bussbahnhof, unserem heutigen Etappenziel, an.

Lauwarme Linsen mit Sojageschnetzeltem
Lauwarme Linsen mit Sojageschnetzeltem

Das Erste, was wir machen, ist, uns einen geeigneten Schlafplatz zu suchen. Es läuft nach einigen lustigen Gesprächen und – wir haben dazugelernt – einem Ticketkauf für unseren letzten Bus, darauf hinaus, dass wir am Busbahnhof schlafen, da unser Bus morgens schon um 5:45 Uhr abfährt; wir müssen schließlich die verlorene Zeit in Dubrovnik wieder reinholen. Unser Abendessen zaubern wir uns aus unseren Linsen und Veggiegeschnetzeltem, da wir kein Feuer machen können, leihen wir uns warmes Wasser, in dem wir das Essen zubereiten. Die Linsen sind noch halb roh und bei dem Geschmack dieses Sternemenüs gehen die Geister weit auseinander.

Trotzdem sind jetzt alle satt und wir können nach einer Singerunde und einem Sim-Kartenkauf für Montenegro (500 GB für 15 Tage – 15 €) in die Nacht übergehen. Da hier rund um die Uhr Betrieb ist und auch immer wieder Hunde herumstreunen, teilen wir für die ganze Nacht Wachschichten ein. Der größte Angstfaktor ist wahrscheinlich der Toilettenwärter, welcher die ganze Nacht vor dem Klo steht, um seine Groschen einzutreiben und ab und zu hochkommt, um uns vom Wildpinkeln und Zähneputzen abzuhalten.

Morgen soll es endlich nach Zabljak gehen, von dort werden wir nach einem großzügigen Einkauf endgültig loswandern.

Endlich in Montenegro

Abschied von Dubrovnik
Abschied von Dubrovnik
Bucht von Kotor
Bucht von Kotor
Bucht von Kotor
Bucht von Kotor
Busstation Montenegro
Busstation Montenegro
Schlafplatz im Busbahnhof
Schlafplatz im Busbahnhof

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